Wankel-Trabant „Felix“

Von 1960 bis 1969 war der DDR –Automobilbau maßgeblich in die Entwicklung des Wankel-Motors (Kreiskolbenmotor – KKM) eingebunden. Auch das Automobilwerk Sachsenring Zwickau hat sich seinerzeit intensiv damit beschäftigt. Es wurden mehrere Fahrzeuge für den Einbau des KKM vorbereitet. Leider sind diese Autos nach Abbruch der Entwicklungsarbeiten 1969 wieder „ vernichtet „ worden.

Der Verein InterTrab e.V. verfügt über ein Versuchsfahrzeug aus dieser Zeit, was allerdings wieder in einen Zweitakt-Trabant umgebaut wurde. Somit steht aber wenigstens die Karosserie mit einigen besonderen Umbauten zur Verfügung.

Es wurde nun eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich das ehrgeizige Ziel gesetzt hat, dieses Auto, welches den Namen „Felix“ bekommen hat, wieder in den Zustand zu versetzen, also mit KKM, wie er als Versuchsfahrzeug gewesen ist.

Die Arbeiten dazu laufen derzeit auf Hochtouren. Eine nicht einfache Aufgabe, besonders in Hinsicht auf den Motor.

Der Aufbau des Trabant mit KKM erfolgt in Zusammenarbeit mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau, der Fa. IndiKar, Wilkau-Haßlau sowie der Fa. Wankel AG, Kirchberg.

Die Entlackungsarbeiten hat die Firma IL – Kreller in Mühlau durchgeführt, die Polsterarbeiten übernimmt die Firma Ludewig  in Köhnigshain. Für das Instandsetzen bzw. Wiederherstellen eines Kreiskolbenmotors zeichnet sich die  Wankel- AG  in Kirchberg als verantwortlich.

Zwischenzeitlich wurde das Fahrzeug „entkernt“ und die Karosserie durch diverse Schweiß- und andere Reparaturarbeiten instand gesetzt.

Im Herbst 2021 war es dann soweit:
Durch die freundliche Unterstützung des Fiat-Jeep-Alfa-Autohauses „Motor-Elektrik“ in Werdau konnte die vorbereitete Karosserie neu lackiert werden. Dabei wurde sehr viel Wert auf die Originalität des Farbtons aus dem Jahre 1966 gelegt. Letztlich wurde in einer gemeinsamen Aktion zwischen dem Projekt-Team „Wankel-Trabant“ und dem Lackiermeister der Fa. Motor-Elektrik der passende Farbton gefunden – eine Fiat-Farbe aus Ende der 1960er Jahre.

Nun geht es seit Ende des Jahres 2021 wieder an das Komplettieren des Fahrzeuges. Vorder- und Hinterachse incl. der Federn sind bereits montiert. Ebenso diverse Anbauteile sowie das Getriebe.

Die nächste größere Aufgabe ist nun die Wiederherstellung und der Einbau des Kreiskolbenmotors.

Wer noch Unterlagen oder sonstige Kenntnisse über diese Entwicklung bei Sachsenring hat, und an einer Mitarbeit an diesem Projekt interessiert ist, sollte sich umgehend unter trabifunke@t-online.de  oder info@intertrab.com bei uns melden. Es sind noch viele Fragen offen.

Dieser Projekt wird vom Kulturraum Vogtland-Zwickau  und dem Kulturamt der Stadt Zwickau gefördert.

04.06.2025 Felix ist fertig und wird der Öffentlichkeit vorgestellt

Am 04. Juni war es nach über vier Jahren Bauzeit soweit, dass wir unseren Wankel-Trabant fertigstellen und der Öffentlichkeit präsentieren konnten. Neben vielen geladenen Vertretern aus Politik und Wirtschaft war auch ein Team des MDR anwesend, das den Wiederaufbau von Beginn an immer wieder mit der Kamera begleitete.
Die Geschichte des Kreiskolbenmotors reicht zurück ins Jahr 1951. Doch es waren noch einige Jahre harter Entwicklungszeit notwendig, bis 1958 das erste Mal ein Testlauf durchgeführt werden konnte. Premiere in einem Kraftfahrzeug feierte der Motor 1960 in einem NSU Prinz III und löste in der Welt der Verbrennungsmotoren eine kleine Revolution aus:
Durch seine Vorteile wie z. B. deutlich weniger Teile im Vergleich zu einem herkömmlichen Hubkolbenmotor konnten niedrigere Wartungskosten erzielt werden und der Motor konnte kompakter gebaut werden, was gerade in sportlichen Fahrzeugen von Vorteil ist. Durch die spezielle Bauweise mit einem nahezu dreieckigen, kreisenden Kolben läuft der Wankelmotor sehr ruhig und äußerst vibrationsarm. Und zu guter Letzt verfügt der Motor über einen geringeren Kraftstoffverbrauch als vergleichbare Hubkolbenmotoren. Immer mehr Automobilproduzenten, Motorradhersteller, Flugmotoren- und Schiffsmotorenbauer stiegen in die Weiterentwicklung des Kreiskolbenmotors ein und auch in der DDR-Fahrzeugindustrie beschäftigte man sich fortan mit diesem Motorenkonzept. Federführend waren dabei der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau und der VEB Zentrale Entwicklung und Konstruktion für den Kraftfahrzeugbau (später: Wissenschaftliches Technisches Zentrum). Hier wurden unterschiedliche KKM-Varianten entwickelt und auf Prüfständen, aber auch im Straßeneinsatz erprobt. Nachdem es mit der neuen Technik aber immer wieder zu Problemen kam, wurden 1969 schließlich sämtliche Einwicklungsarbeiten eingestellt und leider ein großer Teil der Zeugnisse dieser Ära vernichtet. Vermutlich wurden auch die Fahrzeuge, die für die Straßenerprobung gebaut wurden, auf die Technik des standardmäßigen Typs 601 mit luftgekühltem Zweizylinder-Zweitaktmotor zurückgebaut und als Gebrauchtwagen verkauft. Diesem glücklichen Zustand ist es wahrscheinlich zu verdanken, dass sich in unserem Bestand ein Zeitzeuge in Form eines Trabant 601 mit Zweitakt-Motor befand, welcher zwar in einem außerordentlich schlechten Zustand war, jedoch eine Reihe konstruktiver Merkmale aufweist, welche das Fahrzeug als ein Sachsenring-Versuchsmuster erkennen lassen, wie eine Kraftstoffanlage mit Tank im Kofferraumboden, Stirnwand-Umbauten für ein wassergekühltes Heizungssystem, Lufteinlässe vor der Frontscheibe und diversen Karosserieöffnungen zur Zwangsentlüftung.
Ein weiteres Indiz ist die außergewöhnliche Fahrgestell- bzw. Fahrzeug-Ident-Nr. V00072. Recherchen im Staatsarchiv Chemnitz und die Befragung von Zeitzeugen erbrachten die Gewissheit, dass es sich bei dem Fahrzeug um ein besonders seltenes Versuchsmuster handelt. Der Entschluss, dieses Fahrzeug wieder in einen fahrbereiten Zustand zu versetzen um es wieder der Öffentlichkeit präsentieren zu können, war schnell gefasst, doch die Umsetzung sollte länger dauern.
Denn nicht nur der Motor stellte eine Besonderheit dar, sondern auch die verschiedenen Komponenten, wie die Abgasanlage, das Kühl- und Heizsystem und die verschiedenen Ausstattungsmerkmale aus dem Baujahr 1966.
Somit waren etliche Stunden an Recherche, Arbeitsleistungen und Ausprobieren notwendig, um das Fahrzeug wieder so originalgetreu wie möglich aufzubauen.

Wir möchten uns bei allen
Mitwirkenden, die, in welcher Form auch immer, an dem Projekt mitgearbeitet haben, ganz herzlich bedanken!

Nachfolgend die offizielle Pressekonferenz zum Wankel-Trabant „Felix“: